#4: Arbeit in Serie – Paneldiskussion (weibliche) Arbeit und Arbeitslosigkeit – künstlerische und wissenschaftliche Perspektiven
In der vierten Folge sprechen wir mit der Soziologin Hannah Quinz (Universität Wien), der Referentin für Frauen- und Gleichstellungspolitik der AK Oö Seher Sanduvac sowie dem Politikwissenschaftler und Soziologen Paulus Wagner (EUI European University Institute Florence). Wir sprechen über spezifische Aspekte und Schnittstellen von (weiblicher) Arbeit, Care Arbeit, Arbeitslosigkeit, Politik sowie die Repräsentation von Arbeit und Arbeitslosigkeit im Film. Als filmischer Kontaktpunkt dient das Screening von Karin Brandauers Spielfilm Einstweilen wird es Mittag (AT 1988).
Das Gespräch haben wir während des von uns kuratierten Female Tracks Festival unter dem Motto Silenced Care im Programmkino Wels im März dieses Jahres führen dürfen. Im Anschluss an unseren Austausch zu fünft bringt sich auch das Publikum in Wels ein.
Das Female Tracks Festival zeigt nun bereits seit 10 Jahren ausschließlich Filme von FLINTA*- Filmschaffenden. Alle zwei Jahre wird das Festival von neuen Kurator*innen gestaltet. 2024 haben wir den Schwerpunkt auf Arbeit, Care-Arbeit und Arbeitsmigration gelegt. 2025 werden wir das Festival noch einmal gestalten und freuen uns sehr, euch dort im März 2025 begrüßen zu dürfen!
Einstweilen wird es Mittag (AT 1988)
Inmitten eines Feldversuchs in den 1930er-Jahren in Österreich begeben sich drei junge Wissenschaftler*innen in das Industriedorf Weißenberg, das von der Insolvenz einer Textilfabrik erschüttert wurde. Ihr Ziel ist es, Zeit mit den arbeitslosen Bewohner*innen zu verbringen, Gespräche zu führen, Daten zu erheben und die Folgen von plötzlicher Arbeitslosigkeit und dem damit verbundenen Zusammenbruch von gemeinschaftlichen Strukturen zu verstehen. Trotz ihres Bemühens merken sie bald, dass ihre Forschung machtlos gegenüber den harten Alltagsrealitäten ist, und sie können nur tatenlos beobachten, wie nach und nach Solidarität und Gemeinschaftsgefühl zu bröckeln beginnen und politische Veränderungen nach sich ziehen. Karin Brandauers Film gibt tiefe Einblicke in eine der wegweisenden Sozialforschungen in Europa Anfang des letzten Jahrhunderts und schafft es, mit Leichtigkeit Verbindungslinien zwischen Arbeit, Politik und Forschung zu erkennen.
Hannah Quinz ist Universitätsassistentin und Doktorandin am Institut für Soziologie der Universität Wien. Sie forscht zu den Themen soziale Ungleichheit, Arbeitsmarkt und Arbeitsmarktpolitik. In ihrer Forschungsarbeit beschäftigt sie sich vor allem mit Fragen von Anerkennung in und durch (Erwerbs-)Arbeit im Rahmen einer Arbeitsplatzgarantie für langzeitbeschäftigungslose Menschen. Sie ist beim Beirat für gesellschafts-, wirtschafts- und umweltpolitische Alternativen (BEIGEWUM) engagiert und Mitherausgeberin eines Sammelbandes zum Thema Jobgarantie, der 2024 erscheinen wird.
Link: Hannah Quinz — Universität Wien
Seher Sanduvac ist Sozialwirtin und Referentin für Frauen- und Gleichstellungspolitik in der Arbeiterkammer Oberösterreich. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind unter anderem Vereinbarkeit von Familie & Beruf, institutionelle Kinderbildung- und -betreuung, Oö. Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz und Oö. Elternbeitragsverordnung. Sie hält Vorträge und Workshops zu frauenpolitischen Themen und berät Eltern rund um das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Paulus Wagner ist Postdoktorand in Politik- und Sozialwissenschaft am Europäischen Hochschulinstitut und Co-Projektleitung des künstlerisch-wissenschaftlichen Projekts “Building Bridges” an der Filmakademie Wien/ mdw. In seiner Promotion forschte er zum Thema des „Wohlfahrtschauvinismus“ im Kontext rechtspopulistischer Politik. Durch 150 biografische Interviews, hauptteils mit manuellen Arbeiter*innen in Österreich und Deutschland, analysiert er, wie Arbeitserfahrungen und Erfahrungen mit dem Sozialstaat auf Solidaritätsvorstellungen in der Gesellschaft rückwirken und allem voran die Bereitschaft prägen, andere Gruppen als die eigene ins wohlfahrtsstaatliche System zu inkludieren. Eine feministische Perspektive ist dabei von großer Bedeutung: nicht nur sind Erfahrungen mit dem Sozialstaat (z.B. mit dem Pensionssystem) von gegenderten Erwerbsbiographien geprägt, sondern es unterscheiden sich auch insbesondere die normativ-politischen Interpretationen, die Frauen im Arbeiter*innenmilieu aus diesen Erfahrungen ziehen.
Website: Paulus Wagner – Political Scientist | Sociologist
Filme/Serien #4
Einstweilen wird es Mittag, R: Karin Brandauer, D: Heide Kouba, Karin Brandauer (WatchAUT)
Projekte #4
Building Bridges in Polarized Societies by means of Art and Research. Film – Wien – ArbeiterInnenmilieu – Rechtspopulismus, Filmakademie Wien/ mdw, Co-Projektleitung: Barbara Wolfram & Paulus Wagner (Filmakademie Wien – Building Bridges) gefördert durch die MA-7 Stadt Wien Kultur


