#12 Arbeit in Serie: Sexarbeit im Film
Zum Abschluss unserer Arbeit-in-Serie-Staffel widmen wir uns einer der prominentesten und wohl meist stereotypisiertesten Arbeitsdarstellungen im Film – die Darstellung von Sexarbeit.
In der Folge fokussieren wir uns auf die Darstellung von weiblich gelesenen Personen und haben dafür drei Filme, die ästhetisch sehr unterschiedliche Strategien verfolgen ausgewählt: Anora (US, 2024) von Sean Baker, Glück (GER, 2021) von Henrika Kulla sowie der österreichische Film Joy (AT, 2018) von Sudabeh Mortezai. Den wegweisenden Film Working Girls (US 1984) von Lizzie Borden werden wir ebenfalls etwas kürzer besprechen.
Wir analysieren einerseits die visuellen Strategien sowie setzten uns genauer mit immer wiederkehrenden Erzählmomenten auseinander, wie die Verwandlung in die Rolle der Sexarbeiterin und das Ablegen dieser Rolle, der Umgang mit Übergriffen sowie die Objektifizierung und Personifizierung von der Sexarbeiter*in.
Anora „Ani“ ist Tänzerin in einem Night-Club in New York, wo sie den Oligarchensohn Wanja kennenlernt. Dieser genießt die Zeit mit ihr so sehr, dass er sie für eine Woche exklusiv bucht. Nach Partys, Drogen und wildem Sex, hat Wanja die spontane Idee Ani in Vegas zu heiraten, eventuell wäre das auch für seinen Green Card Status gut. Sie heiraten und schon bald erreicht die Neuigkeit Wanja’s Eltern in Russland, die diese Ehe möglichst schnell annullieren lassen wollen. Eine wilde Verfolgungsjagd beginnt, an dessen Ende Ani der Annullierung der Ehe einwilligt und wieder zurück in ihre Wohnung in Brooklyn geht.
In Glück lernen sich Sascha und Jessie in einem Berliner Edelbordell kennen. Sascha arbeitet schon länger in dem Bordell, Jessie ist die „Neue“. Sie ist jung, queer und tätowiert. Bald verlieben sich Sascha und Jessie ineinander, doch ein Ausflug in die Vergangenheit zu Sascha’s Sohn, der bei seinem Vater in Brandenburg am Land aufwächst, bringt das junge Glück zum Kippen. Die Beziehung der beiden beginnt zu zerfallen. Jessie reist frustriert nach Italien. Bald merken jedoch beide, dass sie ohne einander nicht können.
Joy und Precious sind beide illegal aus Nigeria nach Wien gekommen, wo sie als illegale Sexarbeiterin am Straßenstrich arbeiten müssen. Sie werden an Zuhälterinnen verkauft „Madames“, denen sie 60 000 Euro für die Reise nach Europa schulden. Joy ist knapp davor ihre Schulden abzubezahlen und hat die Aufgabe die neu angekommenen Precious in das Leben als Sexarbeiterin einzuführen. Precious ist schockiert über ihre neue Arbeit, sie wusste nicht, was sie in Wien erwartet. Trotz dem Versuch über NGOs etwas an der Situation zu verändern, ist ein Zugriff auf die illegalen Strukturen fast unmöglich. Als Joy endlich die 60 000 Euro abbezahlt hat, steht sie vor einer schwierigen Entscheidung.
Filme #12:
Anora (US 2024), R/D: Sean Baker, K: Drew Daniels, S: Sean Baker
Glück (D 2021), R/D: Henrika Kull, K: Carolina Steinbrecher, S: Henrika Kull, Anna Lena Engelhardt, Hannah Schwegel – Vimeo OnDemand
Working Girls (US 1984), R: Lizzie Borden, D: Lizzie Borden, Sandra Key, K: Judy Irola – MUBI
Joy (AT 2018), R/D: Sudabeh Mortezai, K: Klemens Hufnagl, S: Oliver Neumann – Kino VODClub




Shownotes #12
Touch Me Not (RU, GER, CZ, BUL, FR 2018), R/D: Adina Pintilie, K: George Chiper-Lillemark, S: Adina Pintilie
Corpus Homini (AT 2024), R/D. Anatol Bogendorfer, K: Christina Dietl, S: Anatol Bogendorfer
Belle du Jour (FR 1967), R: Luis Buñuel, D: Luis Buñuel & Jean-Claude Carrière, K: Sascha Vierny, S: Louisette Hautcoeur
Jeanne Dielman (BEL, FR 1975), R/D: Chantal Akerman, K: Babette Mangolte, S: Patricia Canino
Pretty Woman (US 1990), R: Garry Marshall, D: J.F. Lawton, K: Charles Minsky, S: Raja Gosnell, Priscialla Nedd-Friendly
Pleasure (SE, NL, FR 2021), R/D: Ninja Thyberg, K: Sophie Winqvist Loggins, S: Amalie Westerlin Tjellesen, Olivia Neergaard-Holm
Crossings – Stories of Migrant Sex Workers – Dokumentarfilm von Sexarbeiterinnen – YouTube Film Stream
Brüder der Nacht (AT 2016), R/D: Patric Chiha, K: Klemens Hufnagl, S: Patric Chiha
Flicker, Eva (1998). Liebe und Sexualität als soziale Konstruktion. Spielfilmromanzen aus Hollywood. Springer Nature Link: Berlin.
Pohl, Astrid: Eva Flicker: Liebe und Sexualität als soziale Konstruktion. Spielfilmromanzen aus Hollywood. In: MEDIENwissenschaft: Rezensionen | Reviews, Jg. 16 (1999), Nr. 3, S. 347–349. DOI: https://doi.org/10.17192/ep1999.3.2929.